Neue Superlative am Oberhafen

1956 fällten der Hamburger Senat und die Bürgerschaft die Entscheidung: Einen neu, zentrale Großmarkthalle sollte gebaut werden, die alles bisher da gewesene übertreffen würde. Ein Superlativ. Sechs Jahre brauchten Architekten, Handwerker und Verkehrsplaner, bis das Monstrum am Oberhafen fertig gestellt war: 40.000 Quadratmeter Grundfläche, Kühlhäuser und Reifanlagen. Platz für mehr als 3.000 Tonnen Ware täglich. Es war damals die größte Markthalle Europas. Am 4. Juni 1962 wurde sie ihrer Bestimmung übergeben und die überfüllten Deichtorhallen geräumt. Sie werden heute für Kunstausstellungen und Kulturveranstaltungen genutzt.

Unterdessen wurden im Hamburger Stadtgebiet weitere Wochenmärkte gegründet. Viele Händler verdienten sich eine goldene Nase. Au dem Handwagen wurde bald ein Moped mit Anhänger, aus dem Moped ein kleines Auto, schließlich zogen sie mit Kleinlastern und luxuriösen Verkaufswagen auf die Marktplätze. Wo immer ein Einkaufszentrum eröffnete, ein alter oder ein neu gebauter Marktplatz belebt werden sollte, bezogen die Marktleute Stellung. Heute gibt es kaum noch einen Hamburger Stadtteil ohne Wochenmarkt, viele haben sogar zwei. Und noch immer reißt der Strom der Neueröffnungen nicht ab. Der letzte Schrei sind die vier neuen „Öko-Märkte“, deren Netz in den kommenden Jahren noch dichter zu werden verspricht.

Mit rund 60 städtischen und 40 privaten Wochenmärkten ist Hamburg heute Europas größte Marktmetropole, was angesichts des rauen Klimas dieser Stadt nicht weniger verwunderlich ist als die Tatsache, dass Hamburg mehr Brücken hat als Venedig. Mehr als 600.000 Hamburger kaufen regelmäßig unter freiem Himmel ein, scherzen mit den Händlern und versammeln sich zum Klönschnack. In Wahrheit sind die Hanseaten nämlich nicht so „kühl“, wie ihnen immer nachgesagt wird. Hamburgs quicklebendige Wochenmärkte sind der Beweis.